Premiere: Theater Chemnitz, 16.09.17 Textfassung: Ensemble Spiel: Claudia Acker, Mona Krueger, Tobias Eisenkrämer Ausstattung: Jana Barthel Dramaturgie: Friederike Spindler
Matthias Zwarg Freie Presse, Chemnitz, 19.09.17: "(…) Manchmal gestattet die Inszenierung Haken, an denen sich Realität festmachen lässt und damit ein Bezug zu den wirklichen Problemen, auf die die Arbeit zielt. Wenn Frank erklärt, dass er als Frühaufsteher den Tag gern "mit einem Workout" beginnt und sich fragen lassen muss, ob er sich selbst liebt und was denn aus ihm werden solle. "Du musst was aus dir machen, sonst macht jeder mit dir, was er will." Ansonsten belauern sich die Protagonisten, gehen mehr oder weniger motivierte Partner- und Feindschaften ein, basteln sich ihr Ego aus Handy-Bildern, ohne dass daraus je eine Individualität oder gar eine Persönlichkeit würde. Am Ende entsteht ein vierbeiniges Monstrum ohne Krallen, das das Ende des Stückes nicht erlebt. Es gibt witzige Szenen, Situationskomik, schlagfertige Passagen, aber insgesamt kommt das Stück über Andeutungen eines Problems und keiner Lösung nicht hinaus. Alles, was da auf die Suche nach Individualität, das spannungsreiche Verhältnis von lebendiger und virtueller Realität, Mensch und Technik, Abbild und Wirklichkeit, Freiheit und Verantwortung zielt, wird lediglich in Stichworten angesprochen, um gleich darauf wieder verworfen zu werden. Zwar spielen die drei Akteure dies aufopferungsvoll und einfallsreich, mitunter an der Grenze zur Übertreibung, aber es fehlt ihren oft absurden Handlungen eine klare Idee, ein Ziel, ein philosophischer Hintergrund, den Mary Shelleys Romanvorlage durchaus hatte. (…)“
Jenny Zichner, Fidena September 2017: „ (…) Immer wieder verliert sich das Geschehen in absurden Konstellationen, die zwar durchaus Esprit haben, auch mal kritisch hinterfragen, schlagfertig draufhauen oder komisch überhöhen, aber die Zuschauer zugleich regelmäßig aus dem Kosmos werfen. Gerade noch im Paradies, steigen die Spieler aus der Rolle und erzählen die kolportierte Entstehungsgeschichte des Frankenstein-Romans, also vom verregneten Sommer 1816 am Genfer See, wo Mary Shelley und den anderen nichts weiter übrig blieb, als Gruselgeschichten zu erfinden. Es folgt dann im Stakkato noch die krude Handlung von der Erschaffung eines künstlichen Wesens, über dessen mörderische Kraft und den Schrei nach Liebe, bis hin zu Schuld und Fieber seines Schöpfers. Dann geht das wilde Zerpflücken der Vorlage los, für das die drei Spieler ihre Smartphones auf Ständer montieren, mit ihnen Videos auf den Horizont projizieren und nach und nach den Baum zerlegen. Übrigens eine herrlich einfache und praktische Versuchsanordnung von Ausstatterin Jana Barthel. (…) „
Fotos: Dorit Günter