von Anne Lepper
Eine Koproduktion mit dem Theater Koblenz
Premiere: Puppenheater Magdeburg 11.04.2022 Spiel: Luisa Grüning Musik/Spiel: Richard Barborka Bühne/Kostüme: Nis Søgaard/Doreen Wagner Puppenbau: Barbara Weinhold Musik: Philipp Plessmann Dramaturgie: Sofie Neu, Juliane Wulfgramm
© Foto: Victoria Kühn / Anjelika Conrad für Puppentheater Magdeburg
Wolfgang Schilling, MDR KULTUR, 05.11.2022: (…) Ein kleines bisschen Horror-Show steckt drin, in dieser Wundertüte. Was vor allem dem zwielichtigen Spiel von Richard Barborka zu danken ist. Der nicht nur als Livemusiker mit Entertainer- Qualität an Klavier und Synthesizer überzeugt, sondern auch auf der Klaviatur seiner schauspielerischen Möglichkeiten zu glänzen vermag. Luisa Grüning ist mit einem ganzen Puppen-Arsenal vom handlichen Format bis zur Lebensgröße gefordert. Der Mensch-Puppen-Seelen-Transfer gelingt ihr dabei immer wieder auf verblüffend schöne Weise. Halten wir fest: Ein Abend, an dem einem vieles um die Ohren fliegt und sich nicht alles entschlüsselt. Dieses Theater birgt ein Restgeheimnis, zum Entschlüsseln auf dem Nachhauseweg.
Tobias Prüwer, Fidena, 04.11.2022: (…) Dabei entstehen bewegende Bilder, die das Thema Feminismus, Frauenkörper – Stichwort. „Hey, Puppe“ –, „Menschenmaterial“ und Normen nicht nur streifen. Etwa wenn ein männliches Figürchen einen lebensgroßen Frauentorso erst vergewaltigt („das mochtest du früher doch auch“), um danach auf ihm in Triumphpose herum zu hopsen. Immer wieder werden Leiber fragmentiert, beschädigte Körper verführt und vorgeführt, Episoden aus dem beschädigten Leben aufgeführt. Das funktioniert als chaotisch-absurde, oft brutale, manchmal sinnliche Bilderfolge, die den Kopf überfordert, aber aufs Bauchgefühl zielt. Instinktiv übermittelt sich übers „tote“ Puppenmaterial, was da passiert. Und das ist viel intensiver als gelehrte Worte, weil es direkt ans Eingemachte geht.