Premiere: TJG Dresden, 23.03.19 Spiel: Viviane Podlich, Daniil Shchapov, Ulrike Schuster, Uwe Steinbach Bühne, Kostüm, Puppen: Jonathan Gentilhomme Musik: Yvi Philipp Puppenbau: Lili Laube Video: Marco Prill Dramaturgie: Christoph Macha Theaterpädagogik: Nicole Dietz
Nominierung für den Deutschen Theaterpreis Faust 2019.
Kritik von Jessica Hölzl 03/2019 auf www.fidena.de: "Bildnerisch raffiniert und begeisternd vielperspektivisch gebaut wird der biblische Stoff im tjg Dresden auf mehreren Ebenen zur Darstellung gebracht. Eine Art Miniaturlandschaft aus trockener Steppe mit winzigen Grasbüscheln, kleinen Schafen und fingergeführten, vielleicht zehn Zentimeter hohen Standfiguren zieht sich auf einem schmalen Streifen am vorderen Rand über die gesamte Bühnenbreite. Mittels einer fahrenden Kamera werden die einzelnen Szenen vergrößert auf die transparente Bühnenrückwand projiziert. Unter klugem Einsatz von Bildprojektionen wird diese Perspektive wird immer wieder abgelöst durch Szenen, die auf der zentralen Bühne statt finden und als quasi großformatige Zoomeinstellungen das Hausinnere zeigen. (…) Die beinah karikaturhaften Züge der geschnitzten Gesichter mit beweglichem Kiefer - Eva mit tiefen Lidern und spitzem Mund, Adam mit braunen Kulleraugen und einer hohen kahlen Stirn – kommen in der präzisen und liebevollen Bespielung enorm gut zur Geltung. Faszinierend sind die fließenden Übergänge zwischen den Ebenen, die klug gesetzt immer wieder vom Überblick ins Detail zoomen, detailverliebt Miniaturtiere und -windräder bespielen, um dann in spielerischer Virtuosität mittels der ausdrucksstarken Puppen die Grundsatzdiskussionen zwischen Kain und Abel um Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge wiederzugeben. Besonders eindrucksvoll stellt sich der erste Streit der Brüder zwischen technischem Fortschritt und Opferglaube, menschlicher Souveränität und Gottesfurcht dar, der von den Figuren auf die Spieler_innen übergeht und in einem handfesten Gerangel mündet, bis das Gesicht des Abel-Spielers vor dem Kameraauge landet und allmählich mit dem Gesicht der Puppe verschmilzt. (…) Anstatt die Geschichte zu Ende zu erzählen, verhallt die vieldimensionale und abwechslungsreiche Inszenierung zwischen High-Tech und DIY in zarten Klängen – gelungen, wie der tosende Applaus am Ende der Premiere deutlich macht."
Gabriele Gorgas, Dresdner Neueste Nachrichten vom 26.03.2019: "Da gibt es reichlich Überraschendes, Erstaunliches, und manchmal ist man noch beim Nachdenken, derweil auch schon die nächsten szenischen Rätsel in Wort und Spiel jegliche Aufmerksamkeit herausfordern. Was da in der Regie von Nis Søgaard den Puppenspielern (Ulrike Schuster, Uwe Steinbach, Viviane Podlich, Daniil Shchapov) abverlangt wird, ist schon mächtig gewaltig. Und sie schaffen es tatsächlich, dieser Fülle szenischer Anforderungen standzuhalten. Quasi mit Leib und Seele, in jedweder Gestalt wie auch Stimmvariation."
Fotos: Marco Prill / TJG